Informationsdienst Wissenschaft (idw), 27.02.2002 

Vermeidbare Amputationen

Therapeutische Maßnahmen einer unterschätzten Nebenwirkung von Diabetes

Diabetes Mellitus führt zu vielen Folgeerkrankungen zum Beispiel der Nieren oder Augen, die in der Öffentlichkeit auch immer wieder thematisiert werden. Bislang vernachlässigt wurde das Problem der Fuß-Erkrankungen von Diabetikern, obgleich insgesamt mehr als 300.000 Patienten hiervon betroffen sind.

Zwei Komplikationen stehen dabei im Vordergrund: einerseits die Verschlusskrankheit der Arterien, in deren fortgeschrittenem Stadium es zum Absterben der Füße kommt und andererseits die Ausbildung der sogenannten Neuropathie, die unter anderem in einer hochgradigen Minderung der Gefühlswahrnehmung bzw. deren Verlust besteht. Aufgrund dieser Gefühlsminderung können an Stellen mit erhöhtem Knochendruck chronische Wunden entstehen, die keine Schmerzen auslösen. An diesen Wunden können sich Entzündungen ausbilden, die bei einer größere Ausdehnung Amputationen notwendig machen.

Die Wunden aufgrund eines Nervenschadens sehen grundsätzlich anders aus, als die aufgrund einer arteriellen Verschlusskrankheit. Trotzdem werden auch heute noch vielfach alle Wunden fälschlicher Weise auf eine Durchblutungsstörung zurückgeführt. Das führt einerseits zu einem Unterlassen der notwendigen Behandlung und anderseits zu unnötigen Amputationen. "Deren Anzahl ist immer noch unerträglich hoch", so Professor Dr. Sigurd Kessler, Oberarzt in der Chirurgischen Klinik in der Nußbaumstraße. "Es gibt ein erfolgreiches Behandlungskonzept der Fußwunden aufgrund des Sensibilitätsverlustes. Doch genau diese Diagnose muss erst einmal richtig gestellt werden." Alle Diabetiker müssen hinreichend darüber aufgeklärt sein, dass der Sensibilitätsverlust bei ihnen eintreten kann und dass dieser zu hartnäckigen Wunden führen kann, mit der Folge von schweren Entzündungen. Entsprechend müssen Diabetiker und ihre Ärzte regelmäßig die Füße auf vermehrte Schwielenbildung und Wunden untersuchen, die Ausbildung von Entzündungszeichen sind als Alarmsymptom zu werten. Zudem müssen Diabetiker mit neurologischen Ausfällen ein geeignetes Schuhwerk tragen, das Druckstellen vermeidet. Erhebliche Fehlstellungen an den Zehen und am Mittelfuß sind operativ zu korrigieren, damit Druckspitzen zu Beispiel bei Hammerzehen und Hallux valgus vermieden werden.

Die immer wieder beklagte zu hohe Zahl von Amputationen in Deutschland lässt sich mit Sicherheit deutlich reduzieren. Ziel eines Symposiums am 8. und 9. März 2002 im Klinikum der Universität München, Innenstadt ist es, die therapeutischen Voraussetzungen durch regelrechte Vorsorge, Zurichtung des Schuhwerkes und operative Maßnahmen, den Gliedmaßenverlust zu minimieren. Dazu ist einerseits die entsprechende Sachkenntniss der behandelnden Ärzte und anderseits eine intensive Kooperation vor allem von Hausärzten, Diabetologen, unterschiedlich chirurgischen und orthopädischen Disziplinen sowie auch orthopädischen Schuhmachern und Orthopädietechnikern erforderlich.

Den Hauptvortrag des Symposiums zum Thema fortgeschrittener Techniken in der Fußchirurgie hält der international führende Traumatologe und Fußchirurg S.T. Hensen (Seattle, University of Washington).


Für weitere Fragen und Informationen wenden Sie sich bitte an:
Chirurgische Klinik und Poliklinik Klinikum der Universität München,
Innenstadt
Prof. Dr. Sigurd B. Keßler - Tel: 089 / 5160-2515

Weitere Informationen finden Sie unter:
http://www.klinikum.uni-muenchen.de/html/aktuelles.php3


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