Informationsdienst Wissenschaft (idw), 26.01.2005 

Eiweiß im Urin zeigt Gefäßschäden an - sicherer als Cholesterin

DGIM-Vorsitzender fordert regelmäßige Tests

Ein einfacher und kostengünstiger Urintest liefert den besten Hinweis auf eine bestehende Gefäßerkrankung. Herzinfarkt, Schlaganfall oder das "Raucherbein" sind die späten Folgen krankhaft veränderter Blutgefäße. Ob die Adern geschädigt sind, lässt sich jedoch schon im Frühstadium an anderer Stelle im Körper untersuchen: der Niere. Professor Dr. med. Manfred Weber, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM), fordert deshalb gezielte Untersuchungen im Rahmen von Früherkennungsprogrammen. Streifen für einen einfachen Urintest sind in jeder Apotheke erhältlich.

Bekannte Risikofaktoren für Gefäßerkrankungen sind vor allem Nikotin, Bluthochdruck, hohe Cholesterinwerte, Übergewicht und "Zucker". "Mit keiner anderen Form der Diagnostik ist so einfach nachzuweisen, ob diese "Gefäßkiller" schon Schäden gesetzt haben, wie durch die Untersuchung des Urins", betont Professor Weber, Chefarzt der Medizinischen Klinik I, Kliniken der Stadt Köln. Der Test zeigt an, ob vermehrt Eiweiß - so genanntes Albumin - im Urin enthalten ist. Diese "Albuminurie" entsteht, wenn die Nierengefäße durchlässiger werden - das Albumin tritt in den Urin über, ganz gleich ob die Durchlässigkeit durch Bluthochdruck, Diabetes, Nikotin oder Entzündungen verursacht wurde. Eiweiß im Urin ist laut Professor Weber das derzeit eindeutigste Anzeichen dafür, dass bereits Frühschäden an den Gefäßen bestehen. Der Internist misst diesem Risikoindikator sogar mehr Bedeutung zu als einem erhöhten Cholesterinwert. Der Harntest sei deshalb aussagekräftiger und wichtiger als die Blutuntersuchung auf Cholesterin. Trotzdem werde er heute kaum in der Vorsorge eingesetzt.

Würde der Test flächendeckend genutzt, könnte er als wirksame Maßnahme zur Früherkennung von Gefäßschäden dienen und Herzinfarkt oder Schlaganfall vermeiden helfen. Professor Weber fordert deshalb, ab dem 50. Lebensjahr mindestens einmal jährlich einen solchen Test durchzuführen. "Das Gute daran: Der Patient kann ihn für etwa zwei Euro kaufen und selbst anwenden", erläutert der Präsident des diesjährigen Internistenkongresses. Wenn der Teststreifen keine erhöhte Eiweißkonzentration ausweist, hat der Patient laut Professor Weber mit großer Wahrscheinlichkeit keine Gefäßschäden. Bei einem positiven Testergebnis sollte der Patient jedoch einen Arzt aufsuchen. Dieser kann durch weitere Untersuchungen klären, inwieweit das Herz und die Blutgefäße anderer Organe in Mitleidenschaft gezogen sind. Damit lassen sich eine Verminderung der Nierenleistung, eine Erkrankung der Herzkranzgefäße oder ein Schlaganfallrisiko rechtzeitig erkennen und vielfach auch behandeln.

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