DDB Deutscher Diabetiker Bund, 21.03.2002

Deutscher Diabetiker Bund: "Wir wehren uns!"

Der Deutsche Diabetiker Bund (DDB) warnt davor, daß Diabetiker in Deutschland ab der Jahresmitte 2002 erheblich schlechter als in der Vergangenheit betreut werden - DDB-Bundesvorsitzender Dr. Klaus Fehrmann: "Es kann nicht sein, daß durch die ‚Disease-Management-Programme', die wohl ab 1. 7. eingeführt werden, für Diabetiker nur noch ein Minimalprogramm der Behandlung übrig bleibt. Dagegen wehren wir uns mit allem was wir haben."

Mit strukturierten Behandlungsprogrammen ("Disease Management Programme" oder kurz DMP) sollen chronisch Kranke künftig besser medizinisch betreut werden; Krankenkassen sollen - so will es die Bundesregierung - qualitätsgesicherte Disease-Management-Programme* anbieten, an denen die Versicherten durch Einschreibung freiwillig teilnehmen können. Dafür erhalten die Kassen ab Mitte 2002 finanzielle Anreize; die bessere Betreuung ist Teil der Reform des Risikostrukturausgleichs (RSA) in der gesetzlichen Krankenversicherung - die Reform ist initiiert von der Bundesregierung.

"Leider geht der Schuß offensichtlich nach hinten los", befürchtet Klaus Fehrmann vom Deutschen Diabetiker Bund; der größten deutschen Diabetiker-Selbsthilfegruppe mit über 40000 Mitgliedern liegen Informationen vor, laut denen der AOK-Bundesverband offensichtlich Diabetiker mit einem "Minimal-Behandlungsprogramm" in Deutschland versorgen möchte: weniger Blutzuckerteststreifen sollen bei den rund 4 Millionen älteren Diabetikern ("Typ-2-Diabetiker") eingesetzt werden, außerdem nur noch Medikamente, deren Wirkung durch große und jahrelange Studien belegt sind. Und an die Stelle der vielen Diabetesspezialisten ("Diabetologen") sollen offenbar die Hausärzte treten.

"Unerträgliche Situation"
Dr. Klaus Fehrmann: "Ich wundere mich, daß die AOK für die Entwicklung solcher Programme mit weitreichenden Folgen nicht die Betroffenen zu Rate zieht - und auch nicht die Experten der ‚Deutschen Diabetes-Gesellschaft' (DDG, Fachärzteverband). Als Diabetiker, der jahrelang an den DDG-Behandlungsleitlinien für Diabetiker mitgefeilt hat, frage ich mich schon, ob denn die Arbeit umsonst war?" Gerade die Typ-2-Diabetiker benötigen laut Fehrmann eine umfassende internistische Therapie; sie beinhaltet die Blutdrucksenkung, aber natürlich auch die Blutzuckersenkung, die Fettwertnormalisierung etc. "Der Deutsche Diabetiker Bund wird nicht tatenlos dabei zusehen, wenn noch mehr Diabetiker blind werden, amputiert werden, zur Dialyse müssen. Die Situation ist schon heute unerträglich!"


*
Spezielle Behandlungsprogramme können die Kassen unter anderem anbieten für Diabetes mellitus; die Kosten für Versicherte, die an diesen Programmen teilnehmen, werden innerhalb des RSA gesondert ausgeglichen: Vereinfacht gesagt bekommen jene Krankenkassen mehr Geld ("Ausgleich") aus einem von den Kassen gefüllten "Ausgleichspool", die mehr Versicherte mit Risiken wie Diabetes in den Programmen (und damit höhere Kosten) haben. Seit 1. Januar 2002 ist das Reformgesetz in Kraft.




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