Informationsdienst Wissenschaft (idw), 13.03.2006 

Meeresalgen bringen Fortschritte in der Diabetesbehandlung


Ein Produkt aus Meeresalgen weckt neue Hoffnung bei Diabetespatienten.
Das Produkt ist Teil einer Behandlungsweise, die im Prince of Wales Krankenhaus in Sydney von Wissenschaftlern der University of New South Wales (UNSW) zum ersten Mal an Patienten angewandt wurde.

Einhundertdreißigtausend Australier leiden an der oft im jugendlichen Alter auftretenden Form der Typ1-Diabetes, bei der die körpereigenen Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse funktionsunfähig sind. Bei dieser Form der Diabetes ist es notwendig, sich mehrmals am Tag Insulin zu spritzen, um zu überleben. Wie der Leiter der wissenschaftlichen Studie und Direktor des Diabetes Zentrums des Prince of Wales Krankenhauses der UNSW Professor Bernie Tuch erklärt, könnte diese neue, einfache Behandlung die tägliche Insulininjektion überflüssig machen.

Im Gegensatz zur Verpflanzung einer intakten Bauchspeicheldrüse eines Spenders werden bei diesem neuartigen Verfahren nur die so genannten "Inseln", die die Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse enthalten, aus einem Spender-Organ isoliert. Diese Inselzellen werden dann in aus Meeresalgen bestehende winzige Mikrokapseln verpackt. Die Mikrokapseln besitzen feinste Poren, die den Durchlass von Nährstoffen zu den Zellen und von Insulin aus den Kapseln zu den Zellen des Empfängers ermöglichen. Die Poren der Kapseln sind jedoch zu klein, um Immunzellen des Empfängers, die die körperfremden Insulin produzierenden Zellen zerstören würden, durchzulassen. Dies verhindert eine Abstoßungsreaktion der Inselzellen durch das Immunsystem des Empfängers. Die Behandlung umfasst eine simple einmalige Injektion dieser Kapseln durch die Haut in den Unterleib, während der Patient bei vollem Bewusstsein ist.

In der Vergangenheit, so erklärt Professor Tuch, wurde nur einer kleinen Anzahl von Menschen, die in jungen Jahren an Diabetes litten, Insulin produzierende Zellen transplantiert, die nicht in Mikrokapseln platziert waren. Die Patienten mussten regelmäßig und über einen langen Zeitraum hinweg immunsupressive Medikamente einnehmen, um zu verhindern, dass der Körper die Zellen abstieß. Solche Medikamente haben Nebenwirkungen zur Folge, wie z.B. ein erhöhtes Infektions- oder Krebsrisiko.

Eine Arbeitsgemeinschaft von Diabetes Forschern ist bereit, ähnliche Transplantationen in weiteren australischen Bundesstaaten durchzuführen und wartet nur noch auf das Ergebnis des klein angelegten Pilotprojektes, das sechs Patienten umfasst.

Bis heute wird die Studie durch pivate Spenden und durch die Australian Foundation for Diabetes Research finanziert. Sie wird vom South East Sydney/Illawarra Area Health Service Human Research Ethics Committee befürwortet.

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