
|

Informationsdienst Wissenschaft (idw), 19.05.2004
Finanzielle Nöte vieler Familien nach Diabeteserkrankung des Kindes
Hannover, Mai 2004 - Wenn ein Kind an einem Diabetes mellitus erkrankt,
entstehen für die Eltern häufig erhebliche berufliche und finanzielle Belastungen. Dies zeigt eine Umfrage
an vier großen pädiatrischen Diabetes-Zentren in Hannover, Berlin und München, deren Ergebnisse
jetzt zur 39. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft vorgestellt werden.
An der Umfrage unter Leitung von Privat-Dozentin Dr. rer. nat. Karin Lange von der Medizinischen Hochschule Hannover
und dem diesjährigen Kongresspräsidenten Professor Dr. med. Thomas Danne nahmen 580 Familien teil, deren
Kinder im Alter unter 14 Jahren an einem Diabetes-Typ-1 erkrankten. Waren vor der Diabeteserkrankung des Kindes
noch 22 Prozent der Mütter vollzeit- und 38 Prozent teilzeitbeschäftigt, so mussten nach der Diagnose
insgesamt 31 Prozent der Mütter ihre berufliche Tätigkeit einschränken oder ganz aufgeben. Besonders
stark belastet waren Mütter von Kindergartenkindern. Hier veränderten 44 Prozent der Mütter ihre
berufliche Planung, um sich um ihre Kinder kümmern zu können.
Der Grund: Die Kinder, die an Diabetes-Typ-1 erkranken, benötigen regelmäßige Insulininjektionen,
deren jeweilige Dosis vom Ergebnis der Blutzuckermessungen abhängt. Da die Kinder das Insulin noch nicht selbst
dosieren und spritzen können, muss ein Betreuer die Aufgabe übernehmen. In der Regel sind dies die Mütter.
Denn von Seiten des Kindergartens oder der Schule gibt es nur selten Unterstützung. Viele Schulbehörden
untersagen es Erziehern oder Lehrern sogar, den Kindern bei den Injektionen zu helfen. Das Team um Lange beklagt:
"Die entsprechenden Erlässe der Kultusministerien stammen noch aus einer Zeit, als die Kinder nach starren
Therapieschemata behandelt wurden, die längst überholt sind." Sie müssten deshalb dringend
überarbeitet werden. Als vorbildlich betrachten die Autoren der Studie die Leitlinien der Amerikanischen Diabetesgesellschaft.
Diese schlagen für jedes Kind einen Hilfeplan vor, der Erzieher und Lehrer einbezieht. Dadurch könnte
eine Rechtssicherheit für alle Personen geschaffen und die Eltern entlastet werden.
Eine Entlastung der Eltern ist dringend nötig, da zumindest in den Städten die Zahl der allein erziehenden
Berufstätigen und der Zweiverdienerfamilien in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Wenn in diesen Familien
ein Kind an Diabetes erkrankt, können die Eltern schnell in wirtschaftliche Not geraten. Eine staatliche Unterstützung
erhalten sie nicht. Das Kind kann zwar einen Schwerbe-hindertenausweis beantragen, damit die Eltern einen Freibetrag
in der Steuererklärung geltend machen könnten. Doch hiervon profitieren nur Besserverdienende. Zu denen
gehören die Eltern von diabetischen Kindern spätestens dann nicht mehr, wenn die Mutter ihren Beruf aufgeben
muss. Zum Auftakt der 39. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft fordern die Autoren der Studie deshalb
einen von der Steuerpflicht unabhängigen Nachteilsausgleich für die betroffenen Familien.
TERMINHINWEIS
Pressekonferenzen:
Freitag, 21.05.2004, 11:00 bis 12:00 Uhr
Ort: Saal 108/109/110, Convention Center, Messegelände Hannover
Symposium: Prävention des Typ 2 Diabetes
AG Prävention des Diabetes mellitus Typ 2 der DDG
Donnerstag, 20.05.2004, 16:30 bis 18:00 Uhr, Saal 16.1
Vorsitz: Andreas Pfeiffer, Berlin/Nuthetal; Matthias Möhlig, Nuthetal
Symposium: Aktuelle Themen aus der Ernährungstherapie
Ausschuss Ernährung der DDG
Donnerstag, 20.05.2004, 14:00 bis 16:00 Uhr, Saal 2
Vorsitz: Heinrich Laube, Gießen; Eberhard Heinze, Ulm
Symposium: Früherkennung von Folgeerkrankungen
Donnerstag, 20.05.2004, 16:30 bis 18:00 Uhr , Saal 15/16
Vorsitz: Reinhard Holl, Ulm; Ralph Ziegler, Münster
Meet the Expert: Adipositas
Samstag, 22.05.2004, 11:30 bis 12:30 Uhr, Saal 16.2
Referent: Andreas Hamann, Heidelberg
Meet the Expert: Diabetes und Sport
AG Initiativgruppe Diabetes und Sport der DDG
Samstag, 22.05.2004, 11:30 bis 12:30 Uhr, Saal Bonn
Vorsitz: Peter Zimmer, Ingolstadt
Ort: Messegelände Hannover
Kontakt für Rückfragen:
Beate Schweizer
Pressestelle 39. Jahrestagung der DDG
Pf 30 11 20, 70451 Stuttgart
Tel: 0711 8931 295, Fax: 0711 8931 566
E-Mail: info@medizinkommunikation.org
www.ddg2004.de
Während der Tagung:
Pressebüro Messegelände Hannover, Convention Center, Saal 111
Tel.: 0511 89 698 701, Fax: 0511 89 598 700
Informationsdienst Wissenschaft (idw)
Ein Projekt der Universitäten Bayreuth, Bochum und der TU Clausthal
Im WWW: http://idw-online.de/
Kontakt-Adresse: service@idw-online.de
Copyright © 2004 Informationsdienst Wissenschaft (idw)
|
|