Landeszeitung Lüneburger Heide, 02.10.2002 

Wer versorgt künftig Diabetiker ?

Streit zwischen KVN und AOK

as Lüneburg. Müssen 2177 Lüneburger Diabetiker, die bei der AOK versichert sind, um ihre qualifizierte Versorgung fürchten ? Diese Sorge schürt die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) in einer Presse-Info. Darin heißt es, dass die AOK Niedersachsen die Zahlungen für Betreuungspauschalen für Diabetiker in diabetologischen Schwerpunktpraxen einstelle. 15 000 AOK-Versicherten in Niedersachsen werde dadurch die gewohnt gute diabetologische Versorgung bei besonders qualifizierten Ärzten vorenthalten. Klaus Altmann, AOK-Sprecher, kontert: "Unsinn. Wir wollen die Versorgung nur auf Hausärzte übertragen und eine flächendeckende, qualifizierte Versorgung garantieren."

Laut Detlef Haffke, KVN-Sprecher, war es bisher so, dass Hausärzte Diabetiker häufig in Schwerpunktpraxen überwiesen haben, in denen Ärzte eine qualifizierte diabetologische Behandlung anbieten. Darüber hinaus gebe es dort Diabetes-Assistenten, die die Patienten in Ernährung, Bewegung und Fußkontrolle schulen. "Für diese besondere Behandlung haben wir mit den Kassen Verträge abgeschlossen, die eine spezielle Honorierung für die Ärzte beinhalten sowie die Finanzierung der Schulungskurse regeln."

Diese Verträge habe die AOK in 2000 gekündigt, aber die Finanzierung weiterlaufen lassen. "Doch jetzt hat uns die AOK kurzfristig mitgeteilt, dass sie die Betreuungspauschale für Praxen nicht weiterzahlt, das heißt, wenn AOK-versicherte Diabetiker Schwerpunktpraxen ansteuern, wird den Ärzten die spezielle diabetologische Behandlung, 76,69 Euro pro Fall, nicht mehr bezahlt."

Der Hintergrund sei, so Haffke, dass die KVN die so genannten Disease-Management-Verträge der AOK nicht unterschreiben könne. Dabei handelt sich um ein schematisches Behandlungsprogramm für chronisch Kranke. Die Betreuung der Patienten soll danach in den Händen der Hausärzte liegen. Außerdem sollten im Zusammenhang mit dem Disease-Management-Programm umfangreiche Datenerhebungen gemacht werden, gegen die sich die KVN ausspreche. Die AOK versuche nun, die KVN unter Druck zu setzen, "und das geschieht auf dem Rücken der Patienten".

Klaus Altmann: "Eben nicht. Patienten sollen besser versorgt werden als bisher." Die Einführung des Disease-Management-Programm Diabetes "ist der Weg in die Zukunft, weil diesem ein hoher internationaler Standard für die Behandlung von Zuckerkranken zugrunde liegt". Im übrigen unterstreicht er, dass der Einführung des DMP die Kassenärztliche Vereinigung und die Spitzenorganisationen von Ärzten und Kassen, zugestimmt hätten. Die Betreuungspauschale, die bisher nur an die 102 Schwerpunktpraxen gezahlt wurde, solle nun an die Hausärzte fließen, "die eine flächendeckende und wohnortnahe Versorgung nach höchsten Standards im Rahmen des DMP sicherstellen sollen". Allerdings würden auch nur die Mittel, die bisher für die Ärzte in den Schwerpunktpraxen zur Verfügung gestellt wurden (2001: 4,1 Mio. Euro), umgeschichtet, "die 2,4 Mio. Euro für Patientenschulung fließen weiter".

Zu der von der KVN kritisierten Datenerhebung sagt er: "Wir wollen überprüfen, ob das DMP Diabetes effizient in Praxen umgesetzt wird, uns aber nicht ins Arzt-Patienten-Verhältnis einmischen."

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