UKPDS - Konsequenzen für die tägliche Praxis


UKPDS - Konsequenzen für die tägliche Praxis

von A. Lueg, M. Nauck und B. Willms, Bad Lauterberg und Bochum

Eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der großen britischen Typ 2-Studie und eine Bewertung der Ergebnisse im Hinblick auf die tägliche Praxis.


 

Die Blutzucker-Behandlungsstudie

Therapeutischer Gewinn einer intensiven gegenüber einer konventionellen Therapiestrategie bei Typ 2 Diabetikern (HbA1c 7,0 % vs. 7,9 %)

Einfluß auf: Risiko-Reduktion p-Wert
Alle Diabetes-bezogenen Endpunkte 12% 0,029
Diabetes-bedingte Todesfälle - 0,34
Mortalität (alle Ursachen) - 0,44
Myokardinfarkte (Herzinfarkte) 16% 0,052
Zerebrale Insulte (Schlaganfälle) - 0,52
Mikrovaskuläre Endpunkte (kombiniert)
(Folgeerkrankungen an Auge und Niere)
25% 0,0099


Therapeutischer Gewinn einer Senkung des
HbA1c um 1%-Punkt unabhängig vom Ausgangs-HbA1c bei Typ 2 Diabetikern.

Einfluß auf: Risiko-Reduktion p-Wert
Alle Diabetes-bezogenen Endpunkte 21 % < 0,0001
Diabetes-bedingte Todesfälle 25% < 0,0001
Mortalität (alle Ursachen) 17% < 0,0001
Myokardinfarkte (Herzinfarkte) 18% < 0,0001
Zerebrale Insulte (Schlaganfälle) 15% < 0,0001
Mikrovaskuläre Endpunkte (kombiniert)
(Folgeerkrankungen an Auge und Niere)
35% < 0,0001


Wahl der Therapieformen

  • jede der vorhandenen Therapieformen kann angewendet werden
  • Glibenclamid erhöht nicht das kardiovaskuläre (Herz und Gefäße betreffend) Risiko
  • Insulin hat kein eigenes atherogenes (arteriosklerotische Gefäßveränderungen fördernd) Risiko, exogene (dem Organismus von außen zugeführte) Insulingaben sind in dieser Hinsicht unbedenklich
  • bei übergewichtigen, bislang allein mit Diät behandelten Patienten, ist bei Berücksichtigung der Kontraindikationen Metformin vorteilhaft

 


 

Die Blutdruck-Behandlungsstudie

Therapeutischer Gewinn einer guten Blutdruckeinstellung 144/82 vs. 154/87 mmHg bei Typ 2 Diabetikern

Einfluß auf: Risiko-Reduktion
(144/82 vs. 154/87 mmHg)
p-Wert
Alle Diabetes-bezogenen Endpunkte 24% 0,005
Zerebrale Insulte (Schlaganfälle) 44% 0,013
Mikrovaskuläre Endpunkte (kombiniert)
(Folgeerkrankungen an Auge und Niere)
37% 0,009



Bluthochdruck

  • ß-Blocker und ACE-Hemmer sind beide protektiv
  • ein spezieller Vorteil für eines der Medikamente besteht nicht, die Auswahl erfolgt nach den Begleiterkrankungen u.a. Erwägungen.

 


 

Schlußfolgerungen

Günstige Effekte der Intensiven Therapie

Die UKPDS hat gezeigt, daß Behandlungsstrategien
  zur Verbesserung der Diabeteseinstellung und
  zur Verbesserung der Blutdruckeinstellung
  mit intensiveren Kontrollen und
  intensiverer Nutzung vorhandener Therapiemöglichkeiten
das Risiko diabetischer Folgeschäden deutlich senkt.

Intensive Behandlung

Die Studien haben gezeigt, daß das Einhalten der bekannten Grenzwert für Blutdruck und Blutzucker / HbA1c einen Nutzen für die Patienten bringt. Je näher die Patientenwerte am Normalbereich liegen desto geringer das Risiko für Folgeschäden. Derzeit erreichen viele Patienten die Richtwerte nicht.

Kosten und Lebensqualität

  • für intensive Diabetesbehandlung und strenge Blutdruckeinstellung werden die Kosten der medikamentösen Behandlung durch Verringerung der Krankenhauskosten ausgeglichen
  • Intensive Diabetesbehandlung und strenge Blutdruckeinstellung beeinträchtigen nicht die Lebensqualität
  • diabetische Folgeschäden haben einen nachteiligen Effekt auf die Lebensqualität

 

 

Therapieziele

UKPDS Ergebnis: HbA1c < 7,0 %
Epidemiologie: unterstützt Leitlinien HbA1c < 7,0 %
UKPDS Ergebnis: RR < 144/82 mmHg
Epidemiologie: unterstützt Leitlinien < 140/85 mmHg oder < 130/85 mmHg

Polypharmazie
Diabetes
 
  • Kombinationstherapie mit Medikamenten verschiedener Wirkungsmechanismen wird häufiger notwendig sein
  • Mehr Patienten werden Insulin benötigen
Bluthochdruck
 
  • Viele Patienten werden eine Kombinationstherapie aus drei und mehr verschiedenen Medikamenten benötigen

Konsequenzen für Screening

Zum Zeitpunkt der Diagnose haben etwa 50 % der Patienten schon Hinweise auf diabetische Folgeschäden.

Nachdem nun erwiesen ist, daß das Risiko für diabetische Folgeschäden reduziert werden kann,
sollte dem Screening der allgemeinen Bevölkerung mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden, um Diabetes rechtzeitig zu diagnostizieren, bevor diabetische Folgeschäden entstehen.

Konsequenzen für Routine-Therapie

Es ist nunmehr erwiesen, daß intensive Diabetesbehandlung und strenge Blutdruckeinstellung

  • sicher sind
  • das Risiko diabetischer Folgeschäden reduzieren
  • kostengünstig sind
  • die Lebensqualität nicht beeinträchtigen

Ergo sollten Menschen mit Typ 2 Diabetes zusammen mit Ärzten, Diabetesberatern, Diätassistenten und Krankenschwestern optimale Behandlungsstrategien des Diabetes anstreben

 


 

Korrespondenzadresse:

Dr. med. Andreas Lueg
Diabeteszentrum Bad Lauterberg
Kirchberg 21
37431 Bad Lauterberg
eMail:
webmaster@diabeteszentrum.de

 


 

Siehe auch:
Ergebnisse der UKPDS-Studie vorgestellt 
Die Resultate im Original (englisch)  (Download-Möglichkeit der Vortragsfolien, Powerpoint)
Bericht der American Diabetes Association (ADA) über die UKPDS-Studie

 

 

 


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